
Automotive
Dokumentation, D 2020, 80‘, DF
Momentaufnahme einer Automobilindustrie, in der sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen bündeln: Sedanur und Eva arbeiten nicht für Audi, sondern für Dienstleister, die für Audi arbeiten. Die eine ist als Leiharbeiterin in der Logistik im Einsatz, die andere sucht als Headhunterin Fachkräfte, die dieselbe Logistik weiter automatisieren sollen. Ihren Job kosten Sedanur dann aber die Auswirkungen des Abgasskandals. „Automotive“ fragt nach dem aktuellen Status von Arbeit für Lebensentwurf und Selbstverständnis, indem er das pointierte Doppelportrait der beiden Frauen versetzt mit historischen Archivaufnahmen, Seitenblicken zu vollautomatisierten Smart Factories und einer Nebenhandlung über den langen Atem gewerkschaftlichen Handelns. Während die Personalberaterin den Beruf gern Berufung sein lassen und sich Richtung Karibik vertschüssen würde, gehört für die Leiharbeiterin eine fixe Stelle mit Option auf Staplerschein schon ins Reich der Wünsche. (Joachim Schätz)
Podiumsdiskussion
Im Anschluss an den Film beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion mit der Frage danach, welche Rolle soziale Klasse für arbeitsbezogene Filme der Gegenwart spielt: Entfalten Filme wie AUTOMOTIVE ein eigenes Klassenbewusstsein oder verschwindet Klasse als Wahrnehmungs- und Erfahrungskategorie eher aus dem Blick? Welche Rolle können Filme bei der Identifikation gesellschaftlicher Problemlagen spielen und wie können sie politischen Kämpfen möglicherweise ein spezifisches Gewicht verleihen? Darüber diskutieren wir mit Filmwissenschaftler*innen und Soziolog*innen.
Moderation:
Christoph A. Büttner, Medienwissenschafter an der Universität Bayreuth; Autor des Buches „Postfordistische Fragmente. Filmische Arbeitswelten und Repräsentationen des Sozialen“, Brill|Fink 2022.
Podium:
Guido Kirsten, Medien- und Filmwissenschaftler, wissenschaftlicher Leiter der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Filmische Diskurse des Mangels“ an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Olivia Poppe, Medien- und Filmwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien